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Kein weißer Bildschirm mehr?

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser des Schreibtipps,

ein rasantes Thema: Schon während ich an diesem Newsletter schreibe, mag sich Neues ergeben beim Texten mit KI-Tools, werden neue Beiträge erscheinen zu Künstlicher Intelligenz an sich, kommen Erfahrungen und Empfehlungen hinzu. 

Wenn ich in den letzten Wochen und Monaten mit den Teilnehmenden meiner Workshops über den Einsatz von ChatGPT & Co. gesprochen habe, war ein Eindruck vorherrschend: Nicht nur über Unternehmen hinweg, sondern auch innerhalb von Organisationen und Teams ist der Wissens- und Erfahrungsstand sehr unterschiedlich.

Meine wichtigste Empfehlung deshalb vorneweg: Tauschen Sie sich in Ihrer Organisation oder Ihren Netzwerken über den Einsatz von KI in Ihren Textprozessen aus, bilden Sie Arbeitsgruppen (wenn das nicht schon geschehen ist) und nutzen Sie die Erfahrungen, die auch einzelne schon gewonnen haben.


Weißer Bildschirm war einmal? KI beim Texten: 

1. Schnell einen ersten Entwurf bekommen

Gib mir 3 Ideen für einen Teaser zu X. Formuliere humorvoll mit starkem Call-to-action.“ Ob Produktbeschreibungen, Blogbeiträge, Social-Media-Content oder Website-Texte – wer in ChatGPT oder anderen Tools kurz die eigene Aufgabe formuliert, hat innerhalb von Sekunden einige Vorschläge auf dem Bildschirm.

Da das Weiterarbeiten an einem Text oft leichter fällt als das Formulieren des ersten Entwurfs, kann KI so das Texten erleichtern. Und da die Maschine von überall her gelernt hat, kann sie außerdem Argumentations- und Gedankenketten liefern, die mir selbst eventuell nicht eingefallen wären.

Genauso schnell lassen sich Texte oder einzelne Formulierungen umschreiben, kürzen, zusammenfassen. Zum Beispiel, wenn zum Newsletter auch ein Social-Media-Post erscheinen soll oder ein Teaser zu kürzen ist.

Wer immer wieder große Mengen von Content zu produzieren hat, z.B. beim Erstellen von Katalogen, wird deshalb die Schnelligkeit von KI bestimmt zu schätzen wissen.

2. Wie gut sind diese Texte?

Hilft der Text, den Sie von der KI auf Ihren Bildschirm bekommen haben, Ihnen wirklich weiter? Das hängt zum einen von Ihren Ansprüchen ab, zum anderen davon, wie klar Sie sich selbst schon über Ihre Textziele sind und wie konkret Sie die Aufgabe formuliert haben.

An diesem ersten Schritt geht im Textprozess kein Weg vorbei – egal ob Sie selbst texten, andere texten lassen oder die KI: Sie müssen wissen, was Ihr Text vermitteln soll und welches Ziel Sie beim Empfänger erreichen wollen. Also: Sie müssen Botschaft und Appell kennen.

Diese Informationen fließen in die Aufgabenstellung ein, sind aber auch dazu da, den entstandenen Text zu bewerten. Spiegelt er die Botschaft wieder, die Sie vermitteln möchten und kann er das Ziel erreichen, das Sie erreichen wollen?

Und um auch das Thema „Ansprüche“ aufzugreifen: Die KI käut wieder. Sie kann das gut, finde ich. Sie kombiniert Texte und Wörter so, dass der Entwurf erstaunlich rund wirken kann. Wer wirklich etwas Neues verfassen möchte, einen originellen Gedankengang verfolgen möchte, muss aber selbst schreiben – von Anfang an.

Doch auch wenn die KI den ersten Entwurf geliefert hat, müssen Sie noch dran: Denn inhaltliche und formale Richtigkeit sind in jedem Fall zu prüfen. Vielleicht ergänzen Sie den Entwurf noch mit spezifischen Informationen, bringen Ihren eigenen Ton hinein und kürzen an der einen oder anderen Stelle. Nur so kann aus dem KI-Text Ihr Text werden.

 

3. Schreiben heißt verstehen – und kreativ sein.

Das kennen Sie bestimmt: Während des Schreibens an einem Konzept, einem Artikel, einem Blogbeitrag wird Ihnen selbst mehr über das Thema klar. Sie merken, wo Sie eigentlich mit dem Thema hinwollen, was noch nicht klar ist oder ob es sich gegebenenfalls noch verändert.

Dieser Prozess muss durchaus nicht einfach sein. Im Ergebnis führt er aber dazu, dass das, was wir schreiben, einen hohen Gehalt hat und für die Leserinnen und Leser interessant und wichtig sein kann. Beim Schreiben geht es eben nicht nur darum, Zeichen auf den Bildschirm zu bringen, sondern etwas zu ergründen und an andere zu kommunizieren.

Darüber ist der Textprozess schöpferisch – wenn uns eine neue Formulierung einfällt, die besonders gut passt, wenn die Headline genau das auf den Punkt bringt, was wir mit dem Text sagen wollen.

Wer die Prozesse des Verstehens und des kreativen Ausdrucks nutzen will, braucht deshalb auch das eigene Schreiben. Auch diese Prozesse können allerdings vom Frage-Antwort-Modus mit der KI profitieren – wenn wir selbst wissen, wie wir die Tools klug für uns einsetzen und wo sie uns helfen können.

 

Ein rasantes Thema, diese Aussage greife ich gern von oben wieder auf. Wenn ich ein nächstes Mal zu KI beim Texten schreibe, wird sich Neues ergeben haben. Deshalb: Bleiben Sie dran – oder machen Sie sich dran. Unabhängig davon, ob Künstliche Intelligenz eine größere Rolle in Ihren Textprozessen einnehmen wird, ob Sie das nur ab und zu nutzen werden oder gar nicht.

Ausprobieren und Austausch lohnen sich in jedem Fall, denn im Texten lernen auch wir Menschen immer wieder dazu.

Dabei eine gute Zeit und hilfreiche Erkenntnisse wünscht Ihnen

 

Sigrid Varduhn

 

 

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