Mit dem Schreibtipp des Monats erhalten Sie Anregungen fürs tägliche Texten. Auch als Auffrischung nach dem Seminar.


Wir tun es. Aktiv und positiv schreiben

 

 

Liebe Leserinnen und Leser des Schreibtipps,

wenn ein Text schwer verständlich ist, kann das etliche Gründe haben: Fachsprache, lange Sätze, zusammengesetzte Wörter.

Aber es gibt auch schnelles und wirksames Handwerkszeug. Um zwei dieser "Tools" geht es in diesem Schreibtipp: Aktiv formulieren und positiv formulieren.

In dieser Rangfolge steigt die Verständlichkeit von Texten:

1. passiv + negativ

2. passiv + positiv

3. aktiv + negativ

4. aktiv + positiv

 

Am Beispiel - in 4 Schritten zu mehr Verständlichkeit:


1. Das Produkt wird nicht vor dem 1. Juni zugestellt.

Ich muss es zugeben: Passiv und negativ formulierte Beispiele "liebe" ich ganz besonders - zur Abschreckung. Sie zeigen, wie ein gar nicht so langer Satz das Gehirn verwirren kann, wenn beides zusammenkommt: Durch "Es wird etwas getan" fehlt uns das "menschliche Subjekt" bei der Aussage. Und durch die Negation muss der Lesende die Aussage umdrehen, um sie zu verstehen.

2. Das Produkt wird ab dem 1. Juni zugestellt.

Das ist schon eins besser. Jetzt ist der Satz positiv formuliert, also ohne "nicht". Das positive Formulieren hilft dabei, dass der Lesende sich das Gesagte besser vorstellen kann und es damit leichter versteht. Allerdings ist der Satz noch passiv formuliert mit "Es wird zugestellt".

3. Das Produkt erhalten Sie nicht vor dem 1. Juni.

Dies ist ein Fort-, aber zugleich ein Rückschritt. In der aktiven Formulierung gibt es ein menschliches Subjekt, nämlich "Sie". Die Aussage bekommt eine höhere Bildhaftigkeit, wenn wir jemanden vor Augen haben.

Negativ formuliert ist der Satz allerdings immer noch, deshalb geht es jetzt zu Lösung 4:

4. Das Produkt erhalten Sie ab dem 1. Juni.

Nun ist es vollbracht. Positiv und aktiv kommen gemeinsam zum Einsatz. Und schon wirkt die Aussage von oben ganz anders.

Fürs verständlichere Schreiben brauchen Sie nur die Mechanismen zu erkennen und auszuschalten, die das Verstehen erschweren.

Achten Sie auf Sätze mit "nicht" und "Es wird ..." in Ihren Texten und formen diese in Positiv und Aktiv um.

Statt "Es wird nicht nichts getan" also "Sie tun es."

Beste Grüße

 

 

 

 

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