Mit dem Schreibtipp des Monats erhalten Sie Anregungen fürs tägliche Texten. Auch als Auffrischung nach dem Seminar.


Braucht es den letzten Satz noch?

 

 

Liebe Leserinnen und Leser des Schreibtipps,

in einem meiner Webinare zur E-Mail-Kommunikation ging es einer Teilnehmerin vor einigen Wochen um den letzten Satz einer Nachricht. Also den vor der Grußformel – das Kontaktangebot.

Ob es diesen Satz überhaupt noch brauche, war ihre Frage. Sie hätte gelesen, dass man damit sich selbst unterstelle, sich unklar ausgedrückt zu haben. Und außerdem wüsste der andere ja, dass er anrufen könne.

"Bei Rückfragen stehen wir ..." –drin lassen oder raus damit?

1. Die Floskel

Tatsächlich ist der letzte Satz in Form von "Bei Rückfragen stehen wir zur Verfügung." in Briefen und E-Mails schon seit langem verfloskelt. Zumal er in so gut wie jedem Zusammenhang genutzt wurde. In allen Branchen und wenn Unternehmen angerufen werden wollten oder nicht.

Kontaktappell oder -angebot sollten an dieser Stelle also frischer und auf Ihr Anliegen hin formuliert sein. Das kann von „Alles klar? Wunderbar. Ansonsten – einfach melden bei ..." reichen bis zu „Sind Sie auch auf der XY Messe? Dann sprechen Sie mich doch am besten direkt an – am Stand Z. So können wir Ihre Fragen gleich im Gespräch klären."

Der letzte Satz einer Nachricht ist genauso spezifisch und besonders wie der Anlass, zu dem Sie auf den anderen zugehen.

2. Wollen Sie Kontakt?

Über Jahrzehnte hinweg war das Ziel von Unternehmen bei dieser Formulierung: Kontakt. Und mein Auftrag war es, diesen Satz ziel- und markenorientierter zu formulieren. Frei nach der Maxime: Ein Kunde, der (noch) mit uns redet, läuft nicht so schnell davon. Das hat sich geändert, zumindest zum Teil.

Self-Service heißt das (nicht mehr ganz neue) Zauberwort. Kunden sollen ihre Anliegen online immer mehr selbst klären. Das ändert natürlich auch den Abschlusssatz. Statt um den Kontakt per Telefon oder E-Mail geht es dann darum, zunächst die Online-Angebote, Hilfe-Videos oder FAQ-Seiten des Unternehmens zum Klären des eigenen Anliegens zu nutzen.

Auch hier geht es nicht darum, den Satz ganz wegzulassen. Er bekommt nur eine andere Aufgabenstellung als bisher.

3. Der Gesprächsabschluss

E-Mails sind Gespräche am Bildschirm. Also brauchen sie auch einen Abschluss. Und tatsächlich kann es merkwürdig aussehen, wenn auf einen Satz wie "Den Betrag erstatten wir Ihnen." gleich die Grußformel folgt, ohne etwas dazwischen.

Das heißt aber nicht , dass da unbedingt ein Kontaktangebot stehen muss. Genauso wie im Gespräch gibt es auch in E-Mails verschiedene Möglichkeiten für einen Abschluss. Zum Beispiel mit „Wir freuen uns, wenn wir Ihr Anliegen so klären konnten." oder „Soweit fürs Erste. Mit weiteren Informationen melde ich mich noch."

Den Kontakt nutzen können Sie übrigens auch zu mir. Wenn es in Ihrem Schreiben im Beruf Fragen gibt, zu denen Sie gern meine Tipps wissen möchten, schicken Sie mir diese einfach per E-Mail.

Meine Antwort erhalten Sie per Mail zurück und wenn es gerade passt, greife ich das Thema auch im Schreibtipp auf.

Frohe und entspannte Ostertage für Sie, beste Grüße


 

 

 

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