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Schreibe, wie du sprichst - eine Einwandbehandlung

 

Liebe Leserinnen und Leser des Schreibtipps,

vor anderthalb Jahren ist mein Buch „Einfach besser schreiben im Beruf. Überzeugende E-Mails, Angebote, Konzepte & Co." herausgekommen.

Die Kernaussage: Wer sich an den eigenen Gesprächen orientiert, kann daraus viel für ein aufmerksamkeitsstarkes, stimmiges und prägnantes Schreiben ableiten.

Auch zu solch einer Aussage gibt es natürlich ein Aber. Oder sogar 3. Und weil das wichtige Einwände sind und sie Ihnen vielleicht auch schon einmal durch den Kopf gegangen sind, gehe ich in diesem Schreibtipp auf sie ein.

 

3 gute Einwände - und meine Antworten dazu:

 

1. Manches wird erst durchs Schreiben klar.

Huch, sagt der eine oder andere, wenn ich ihm oder ihr mit dem "Schreibe, wie du sprichst" komme. Jetzt soll ich mein Gedankenwirrwarr auch noch zu Papier oder in den Computer bringen. Ein wichtiger Punkt. Dabei gilt es allerdings verschiedene Funktionen des Schreibens auseinanderzuhalten.

Schreiben kann vieles sein. Ausdrucksform, Kommunikationsmittel, Forschungsinstrument.In meinem Buch geht es ums Schreiben als Kommunikationsform, also alternativ zu Gesprächen oder Präsentationen.

Das kommunikative Schreiben setzt voraus, dass ich das, wozu ich schreibe, schon für mich durchdrungen und verstanden habe. Wenn dem noch nicht so ist, bietet das forschende Schreiben gute Methoden, um Themen erst einmal für sich zu erschließen.

Allerdings heißt die These ja auch nicht „Schreibe, wie du denkst". Und das „Schreibe, wie du redest" lässt sich am besten dann direkt für E-Mails oder andere Texte nutzen, wenn Sie in einem Thema schon ganz gut drin sind.

 

2. Was, wenn das Schreiben leichter fällt als das Reden?

Wunderbar. Als Mensch, der gern und viel schreibt, freue ich mich über alle, die sowieso leicht ins Schreiben finden. In meine Workshops kommen allerdings auch viele Menschen, die glauben, sie könnten nicht gut schreiben. Obwohl ich sie im Gespräch sehr überzeugend erlebe.

Hier setze ich mit dem Handwerkszeug aus meinem Buch an, das von überzeugenden Gesprächen zu ebensolchen Texten kommen lässt. Was übrigens nicht heißt, dass Gern- und Viel-Schreiber - wie zum Beispiel ich - diese Methoden nicht auch gut nutzen können. Um nicht in Floskeln zu verfallen, sehr konkret an den Fragen des Empfängers zu schreiben und auf den Punkt zu kommen.

 

3. Auch in Gesprächen läuft nicht immer alles bestens.

Das kennen wir alle. Es gibt Gespräche, die man besser nicht als Vorbild nimmt für die schriftliche Kommunikation. Wenn zwei aneinander vorbeireden, das Verständnis für den anderen fehlt oder die Augenhöhe.

Als Schreibberaterin erlebe ich es allerdings oft, dass auch diejenigen, die sich im Gespräch sehr auf den anderen einstellen, das im Text nicht unbedingt tun.Weil wir keinen direkten Gegenüber haben, der "Häh?" sagt, wenn er etwas nicht versteht. Oder schweigt, wenn wir ihm zu nahe getreten sind. Deshalb hilft es, E-Mails, Briefe und andere Texte als "Gespräche" zu betrachten und unseren Leser als "Gesprächspartner".

Übrigens: Wenn Sie mein Buch noch nicht kennen, finden Sie auf den Seiten des Stark Verlages eine Leseprobe.

Herzliche Grüße

 

 

 

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