Mit dem Schreibtipp des Monats erhalten Sie Anregungen fürs tägliche Texten. Auch als Auffrischung nach dem Seminar.


Ihr Anliegen wird bearbeitet. Oder...

 

Liebe Leserinnen und Leser des Schreibtipps,

das wird erledigt. Das wurde beschlossen. Das wird geändert. Alles Aussagen, zu denen im Gespräch unser Gegenüber schnell nachhaken würde: Wer erledigt das? Wer hat das beschlossen? Wer ändert das? Diese Nachfragen sind denn auch der Grund dafür, dass wir in Gesprächen lieber gleich aktiv formulieren und sagen, wer sich worum kümmert.

Beim Schreiben ist das anders. Da geht die Information erst einmal heraus, auch wenn sich der Leser natürlich dieselben Fragen stellt. Trotzdem ist der passive Schreibstil sehr verbreitet: Die Bestellung wird storniert. Sie werden benachrichtigt. Der Betrag wird einbehalten. Deshalb in diesem Schreibtipp ...


... 3 Tipps für mehr aktiv statt passiv in Ihren Texten

1. Mehr Kino im Kopf

"Die Störung wird mit Hochdruck behoben". Sehen Sie da jemanden? Bei "Die Techniker sind schon vor Ort." entsteht zumindest überhaupt erst einmal ein Bild. Wenn in einer Formulierung weder „Sie ... “ noch „wir ...“ noch „meine Kollegen“ oder Ähnliches vorkommen,  sieht der Leser keine handelnden Menschen vor sich. Es entsteht kein oder nur ein unscharfes Bild.

Aktive Formulierungen lassen die Information besser haften bleiben bzw. wirken glaubwürdiger. 


2. Noch wichtiger bei schwierigen Themen

Bei positiven Nachrichten fallen passiv-Formulierungen nicht so sehr auf. Ob Sie schreiben „Der Gewinn wird Ihnen zugeschickt.“ oder „Wir schicken Ihnen den Gewinn zu.“ ... Hauptsache, ich bekomme was! Aber natürlich können Sie auch hier damit punkten, dass Sie etwas für den Kunden tun.

Problematisch wird der passiv-Stil bei schwierigen oder negativen Nachrichten. "Die Steuern wurden erhöht." Von wem? Passiv-Formulierungen umgehen das „Wer“: Deshalb wirken sie so, als wollten Sie damit Verantwortung oder Zuständigkeiten verbergen.


3. Es gibt immer mehrere Möglichkeiten.

Auf dem Weg von der Passiv- zur Aktivformulierung gibt es nie nur eine Möglichkeit, wer zum Subjekt des Satzes werden kann. Statt „Die Unterlagen werden Ihnen zugeschickt.“ geht z.B. „Ich schicke Ihnen die Unterlagen zu.“ Oder „Sie erhalten die Unterlagen von uns per Post.“ Oder „Die Unterlagen gehen Ihnen zu.“ Oder noch ganz anders. Hauptsache, es gibt überhaupt ein Subjekt.


Lesen Sie den Schreibtipp schon etwas länger? Dann ist es Ihnen bestimmt schon aufgefallen: Wenn es um überzeugende und verständliche Kommunikation geht, ziehe ich das Reden immer wieder als Vorbild für das Schreiben heran.

„Schreibe, wie du redest, so schreibst du schön.“ hat Gotthold Ephraim Lessing schon vor rund 250 Jahren gesagt. Aus meinen Erfahrungen und Methoden zum Gesprächsschreiben entsteht jetzt übrigens ein Sachbuch. Dazu halte ich Sie in den nächsten Monaten auf dem Laufenden.

Herzliche Grüße


 

 

 

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