Mit dem SchreibTipp des Monats erhalten Sie Anregungen fürs tägliche Texten. Auch als Auffrischung nach dem Seminar.


Fachchinesisch? Besser nicht!

 

Liebe Leserinnen und Leser des Schreibtipps,

eine Meldung letztens in der Märkischen Allgemeinen: Bei der Arbeitsagentur Potsdam gibt es jetzt „Bescheiderklärer“. Der Kommentar des Redakteurs: Wäre es nicht gut, wenn man die Bescheide gleich verständlich schreibt? Da ist was dran.

„Verständliches Schreiben“ hat in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen: in Unternehmen, in der Wissenschaft, in Kommunen und Behörden. So gibt es unter anderem ein Forschungsstelle für Verständlichkeit an der Ruhr-Uni Bochum, in Wiesbaden wurde für die Verständlichkeit dem Bürger gegenüber das Pilotprojekt „Klartext“ durchgeführt und der Alfred-Tschira-Preis für verständliche Wissenschaft zeichnet jedes Jahr die besonders klare Darstellung von Forschungsergebnissen.

Aber: Es geht noch viel mehr!


Drei Tipps zum verständlichen Texten:


1. Schreiben, wie Sie sprechen.

Stellen Sie sich vor, Sie erklären einen Sachverhalt telefonisch oder persönlich. Wenn Sie da nicht verständlich genug sind, bekommen Sie ein „Häh?“ zu hören. Denken Sie das beim Schreiben am besten gleich mit und formulieren Sie den ersten Entwurf so, wie Sie es auch mündlich erklären würden.

Wenn die Formulierung Ihnen noch nicht "schön" genug ist, können Sie immer noch ein wenig schleifen (aber nicht so, dass sie an wieder an Verständlichkeit verliert!)


2. Die Fragen des Lesers beantworten.

Oft wird ein Text unverständlich, weil wir zu sehr aus der Ich-Perspektive schreiben: Was will ich dem anderen sagen? Drehen Sie die Perspektive um und wechseln Sie für einige Minuten auf die Seite des Lesers Ihres Textes. Welche Fragen stellt sich jemand, der Ihren Text auf den Tisch oder den Bildschirm bekommt? Wenn Sie die Fragen des anderen aufgelistet haben, beantworten Sie sie – wie in einem Gespräch.


3. Fachchinesisch übersetzen.

Übersetzungsformeln helfen beim Erklären – und sind ein Hingucker beim Lesen. Wenn Sie einen bestimmten Fachbegriff unbedingt verwenden wollen, übersetzen Sie ihn z.B. mit Formulierungen wie „Das heißt für Sie ...“ oder „Konkret können Sie sich das so vorstellen, dass ...“ oder „In der Praxis bedeutet das für Sie ...“ in die Erlebniswelt des Lesers. 


Auf dass wir gut verstanden werden,
herzliche Grüße

 

 

 

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