Mit dem SchreibTipp des Monats erhalten Sie Anregungen fürs tägliche Texten. Auch als Auffrischung nach dem Seminar.


Wie viel Englisch braucht Ihr Deutsch?

 

Liebe Leserinnen und Leser des Schreibtipps,

eine immer wieder diskutierte Frage: Wie ist der Einfluss von anderen Sprachen auf die eigene zu werten? Tun unserem Deutsch die vielen englischen (Fach-)Begriffe gut und wie verhält es sich mit Denglisch – also der Mischung von Deutsch und Englisch?

Für Begriffe wie „Service Point“ und „ticket counter“ erhielt die Deutsche Bahn 2007 den Negativ-Preis „Sprachpanscher des Jahres“. Positiv geht’s aber auch: 2008  wurde die Schweizer Post mit dem Kulturpreis Deutsche Sprache ausgezeichnet – unter anderem für den bewussten Einsatz von Begriffen wie „Kundendienst“ statt „Customer Care“ und „Anlass“ statt „Event“. Auch das Naturkosmetik-Unternehmen Weleda erhielt diesen Preis – im Jahr 2006 - für die klare und verständliche Verwendung der deutschen Sprache in der Öffentlichkeitsarbeit.


Tipps für den Umgang mit Englisch in deutschen Texten:


1. 

Gibt es ein deutsches Wort, das vielleicht auch noch bildhafter und greifbarer ist? Zum Beispiel „Blickfang“ statt „eye catcher“. Auch „herunterladen“ funktioniert genauso gut wie „downloaden“ - ohne Informationsverlust!


2. 

Englische Fachbegriffe sind sinnvoll, wenn sie eine Bedeutung mitbringen, die die deutsche Übersetzung nicht leistet. Dann sollten sie möglichst bildhaft und in einfacher Sprache eingebettet sein. Ein Beispiel: „Lernen von den Besten: Seit über 15 Jahren führen wir erfolgreich Benchmarking-Projekte durch.“


3. 

Fachbegriffe - und das gilt nicht nur für solche aus dem Englischen - , die nicht allen Lesern bekannt sind, bergen die Gefahr, dass der Leser verunsichert oder auch ganz vom Lesen abgeschreckt wird. Wenn Begriffe noch nicht allgemein bekannt sind, lässt sich das z.B. durch Kursivschreibung, Anführungszeichen oder einen Vorsatz wie „so genannt“ ansprechen bzw. durch eine Erklärung ergänzen. 


Ein Beispiel: „In der Studie wird die Performance von Schweizer Aktien und Schweizer Obligationen verglichen.“ –> „In der Studie wird die Performance – also die Wertentwicklung – von Schweizer Aktien und Schweizer Obligationen verglichen.“

Weniger ist mehr – darauf setzt auch Wolf Schneider in seinem Buch „Speak German – warum Deutsch manchmal besser ist“. Die wichtigsten Sprachpfleger sind wir selbst. Dazu gehört unter anderem ein möglichst breiter aktiver Wortschatz - auch mal mit Worten, die nicht mehr so oft verwendet werden.

In diesem Sinne,
gehaben Sie sich wohl,

Ihre

 

 

 

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